Ob wir kosmisch hätten werden können?

Hätte doch Etel Adnan eine Hymne für die erste Kosmonautin geschrieben. Doch auch wenn Valentina Tereschkowa nur zwei Jahre nach Weltraumpionier Juri Gagarin als erste Frau 1963 drei Tage lang um die Erde kreiste – das Poem, ein Trauermarsch für den ersten Kosmonauten, bleibt jenem vorbehalten, der 1968 vom Himmel fiel. –  mit kosmischer Geschwindigkeit. Lichtexplosionen. Ein Klagelied –

ValentinaTereschkowa

» – erinnert euch«, schreibt Etel Adnan »an die herabstürzenden Papierdrachen, / als wir Kinder waren / sie sahen immer aus wie sterbende Vögel – « 

Jener Sturz geschieht vielleicht auf andere Weise mit Valentina Tereschkowa. Zwar avancierte sie als Himmelsstürmerin in der Sowjetunion zum Popstar, doch von Raumkrankheit geplagt, blieben jene 72 Stunden ihr einziger Flug, mehr noch blieb sie über zwanzig Jahre lang die einzige Frau im Kosmos. Eine Tatsache, mit der sie nicht einverstanden war. Und weil sie allein war, damals, bleibt es bis heute, die einzige Raumfahrt, an der nur Frauen beteiligt waren. 

Kosmonautin *  – 

Vom Weltraumbahnhof Baikonur hieß es damals in größter männlicher Anspannung, sie schlafe, wenn sie wachen solle, und sie wache, wenn sie schlafen solle, kurz um, sie funktioniere einfach nicht, keine Rückkopplung. 

Auch für sie hielt der Himmel Schlaglöcher bereit. 

Kosmonautin * – 

»am Anfang war die Rakete 
am Anfang war der Tänzer 
am Anfang war Farbe 
am Anfang war Musik«

»Lange elliptische Flugbahnen führen zu Quetschungen / im Himmel«

*

Vielleicht ist es das, was wir uns zum Kosmisch-Werden bewahren müssen, nicht zu funktionieren. Und mit Etel Adnans Worten die Hymne als Klage für die Himmelsstürmerin sprechen: »sieben Sonnenuntergänge für einen einzigen Abend / und der ununterbrochene Mond / (…) sieben Sonnenaufgänge für eine* Kosmonautin!« Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder! The Best Is Yet to Come: Marianne Brandt, Hedwig Dohm, Rain Dove, Afua Hirsch, Lizzo, Autumn Peltier, Planningtorock, Betye Saar, Mary Shelley, Zadie Smith, Tigre, Clara Zetkin – 

 


betyeSaar
ClaraZetkin
Lizzo
ValentinaTereschkowa
Marguertitedurand
hedwigdohm
Baem-planningtorock
ZadieSmith
RainDove
AfuaHirsch
MarianneBrandt
AutumnPeltier

And She Was Like: BÄM! Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder! Mit dieser Feststellung im Kopf haben wir die Initiative And She Was Like: BÄM! 2015 gegründet, als Netzwerk, das Frauen* in Kunst und Design sichtbarer machen möchte. Seit 2018 illustriert Sarah von der Heide jeden Monat eine Frau* für den And She Was Like: BÄM!-Newsletter – eine Frau*, die wir bewundern, die ihre Stimme erhebt oder sich für Gleichberechtigung einsetzt, deren Arbeit bemerkenswert ist und die, viel zu oft, von der Geschichte verschwiegen oder vergessen wurde. Oft entstehen die Ideen für die Person des Monats spontan, weil wir zufällig auf sie stoßen, wie im Fall von Valentina Tereschkowa, der ersten Frau* im Weltraum. Manchmal sind es Frauen*, die zu aktuellen gesellschaftlichen oder politischen Debatten beitragen, wie die Autorin Afua Hirsch oder die Umweltaktivistin Autumn Peltier. Mit BÄM! möchten wir die Sichtbarkeit von Frauen*, trans*, inter* und nicht-binären Menschen stärken, auch mit unseren illustrierten Porträts. Weil wir glauben, dass wir zusammen mehr erreichen können, gesehen und gehört werden.

And She Was Like: BÄM! sind Leonie Pfennig, Yvonne Rundio, Lisa Pommerenke, Lisa Long und Luise Pilz

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Die Illustrationen von Sarah von der Heide hat And She Was Like: BÄM! als limitiertes Postkarten-Set herausgegeben und können über www.andshewaslikebam.de bestellt werden.

Aktuell fragt And She Was Like: BÄM! Im Rahmen von düsseldorf photo+: Gibt es eine feministische Bildsprache, und wie könnte diese aussehen? Transportiert sich feministisches Engagement über Bilder? Gibt es einen female / queer / trans / inter / non-binary gaze? Hierzu erschient das Magazin Fifty-five Photographers, mit dem wir die Vielfalt fotografischer Bilder von 55 Fotograf*innen, Künstler*innen und Bildjournalist*innen aus NRW und über die Grenzen der Region hinaus sichtbar machen und in Dialog bringen wollen.

 


Text: Ob wir kosmisch hätten werden können? von Fanti Baum

Alle Zitate aus: »Etel Adnan: Ein Trauermarsch für den ersten Kosmonauten«. In: Etel Adnan: Wir wurden kosmisch. Ein Gedicht. Zeichnungen, Fotografien und ein Gespräch. Herausgegeben von Joshua Groß und Moritz Müller-Schwefe. starfruit publications Nürnberg. Hier zu bestellen