Schmiedepresse

 

Lebens- und Arbeitswelten im Ruhrgebiet waren und sind untrennbar mit der Geschichte der Eisen- und Stahlverarbeitung verbunden. Der letzte Hochofen im Werk Phoenix-West in Dortmund-Hörde war bis 1998 in Betrieb und erzeugte im Schnitt täglich rund 4.000 t Roheisen, das im benachbarten Stahlwerk verarbeitet wurde. Heute liegt dort der Phoenix-See und ein Wohngebiet; zwei der ehemals drei Hochöfen und der Gasometer sind als Industriedenkmale noch zu erkunden. 

Schmiedepresse: dctp

Das Film-Triptychon von Ralf Bäcker, Alexander Kluge und Thomas Willke fokussiert einzelne Arbeitsabläufe im Hochofen Phoenix-West und nimmt dabei besonders die Widersprüche der mechanisierten Arbeit in den Blick: eine ruhige, besonnene Arbeitshaltung bei extrem hoher Produktivität, die notwendige Feinfühligkeit der Hände an den empfindlichen Bedienelementen der Maschinen, die verschwindende Zahl der Arbeiter gegenüber den enormen Mengen von heißem Eisen. Arbeitsam aus der Natur geraubt, ließen sich zwei Wörterbucheinträge, die der Film anbietet, verbinden und damit auf ein Außerhalb deuten, das nicht gezeigt wird: Die Arbeit in den Bergwerken, den globalisierten Ressourcenabbau auf Kosten von Mensch und Natur. 
Dann und wann – zurück im Bild und im Dortmund der 90er: der gezielte Rückgriff auf die scheinbar aus der Zeit gefallene Handarbeit, die nostalgische Geste mit dem alten Handwerkszeug, ohne das der mechanisierte Betrieb oder der Mensch, der in ihm arbeitet, vielleicht doch nicht auskommt. Die Arbeit am Rohstoff Eisen zeigt sich als Rohstoff der Erinnerung.


Text: Olivia Ebert

Wir bedanken uns bei dctp für die freundliche Erlaubnis der Zweitveröffentlichung. 

https://www.dctp.tv/filme/schmiedepresse