¡Hola, buenas noches!

Fuck off. I quit – Wer ist heute unter welche Bedingungen selbstständig? Und wann bedeutet das noch, selbst oder frei über den Tag, dessen Rhythmus oder dessen Schnelligkeit entscheiden zu können?

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Immer wieder und auf der ganzen Welt, ob in Südafrika oder Großbritannien, Deutschland oder den USA, wird offenbar, dass neue, vermeintlich freiheitsgebende, selbstbestimmte Arbeitsverhältnisse den Arbeitenden das eigene Leben verunmöglichen. Ob bei sogenannten (britischen) Null-Stunden-Arbeitsverträgen in der Altenpflege, beim Pakete-Scannen bei Amazon oder bei der Essenslieferung per Fahrrad, Zeit für das eigene Leben, Gemeinsames und Reproduktion – Essen und Care-Arbeit – haben die Arbeiter:innen kaum.

Ah, it’s for me! es mag bizarr klingen, doch als größte Schwierigkeit ihres selbständigen Jobs beschreiben Essenslieferanten, Zeit zum Essen zu haben und sich eine bezahlbare Mahlzeit während der Arbeit zu organisieren. Als prekär gilt dabei jedoch nicht etwa ihre fehlende Versicherung, ihre Schutzlosigkeit im Straßenverkehr oder ihre strapazierten Rücken, auf denen sie unser Essen transportieren, obwohl doch jedes Fahrrad über ein Gepäckträger verfügt; prekär ist vielmehr ihre fehlende Sicherheit im Leben, sich selbst in der Zukunft zu denken.  

¡Hola, buenas noches! – Basiert die postindustrielle Erwerbsarbeit nicht schon immer darauf, dass Menschen, um in einer neuen Umgebung zu überleben, für andere Essen kochen und bringen? Wer hat für Dich zuletzt gekocht, als Du von deiner Arbeit müde warst? Wer arbeitet für wen WHILE WE ARE ALL READJUSTING?


Film: ¡Hola, buenas noches!, Buch und Regie: Pau Rodilla, 2018, 3:10 Minuten.

Text: Franz Line Baum

Franz Line Baum ist Logistikerin und Sozialwissenschaftlerin und schreibt aktuell an einem Bericht zu Care-Gigwork in Berlin, der im Sommer 2020 erscheinen wird.